Zum Geleite!

Die Botschaft wird nur solche treffen, die noch einen Funken Wahrheit in sich tragen und die Sehnsucht, wirklich Mensch zu sein. Allen denen wird sie auch zur Leuchte und zum Stab. Ohne Umwege führt sie heraus aus allem Chaos jetziger Verwirrung.

Das nachstehende Wort bringt nicht eine neue Religion, sondern es soll die Fackel sein für alle ernsten Hörer oder Leser, um damit den rechten Weg zu finden, der sie zur ersehnten Höhe führt. Nur wer sich selbst bewegt, kann geistig vorwärts kommen. Der Tor, der sich dazu in Form fertiger Anschauungen fremder Hilfsmittel bedient, geht seinen Pfad nur wie auf Krücken, während die gesunden eignen Glieder dafür ausgeschaltet sind.

Sobald er aber alle Fähigkeiten, welche in ihm seines Rufes harrend schlummern, kühn als Rüstzeug zu dem Aufstiege verwendet, nützt er das ihm anvertraute Pfund nach seines Schöpfers Willen und wird alle Hindernisse spielend überwinden, die ablenkend seinen Weg durchkreuzen wollen.

Abd-ru-shin

Auszüge ausgewählter Vorträge

Was sucht Ihr?

Wacht auf! Seht um Euch! Höret in Euch! Das allein vermag den Weg zu öffnen!

Achtet nicht auf Streit der Kirchen. Der große Wahrheitsbringer Christus Jesus, die Verkörperung göttlicher Liebe, fragte nicht nach Konfession. Was sind Konfessionen heute überhaupt? Bindung des freien Menschengeistes, Versklavung des in Euch wohnenden Gottesfunkens; Dogmen, die das Werk des Schöpfers und auch dessen große Liebe einzuengen suchen in von Menschensinn gepreßte Formen, was Herabzerrung des Göttlichen bedeutet, systematische Entwertung.

Deshalb wachet auf! Zertrümmert in Euch dogmatische Mauern, reißt die Binde ab, damit das reine Licht des Höchsten unverstümmelt zu Euch dringen kann. Aufjauchzend wird dann Euer Geist sich in die Höhe schwingen, jubelnd all die große Vaterliebe fühlen, die keine Grenzen irdischen Verstandes kennt. Ihr wißt endlich, Ihr seid ein Stück von ihr, erfaßt sie mühelos und ganz, vereint Euch mit ihr und gewinnt so täglich, stündlich neue Kraft als ein Geschenk, das Euch den Aufstieg aus dem Chaos selbstverständlich macht!

Ich bin der Herr, dein Gott!

Wenn Jesus als Gottessohn einst seinen Jüngern sagte: »Welchen Ihr die Sünden vergeben werdet, denen sind sie vergeben«, so bezog sich das nicht auf eine allgemeine und willkürliche Handlungsberechtigung.

Das würde ja gleichbedeutend gewesen sein mit einem Umsturze des göttlichen Willens in der unverrückbaren Kraft der Wechselwirkungen, die Lohn und Strafe in unbestechlicher, also göttlicher und somit vollkommener Gerechtigkeit lebendig wirkend in sich tragen. Eine zugelassene Unterbrechung.

Das hätte Jesus nie tun können und auch nicht getan, der gekommen war, die Gesetze »zu erfüllen«, nicht umzustoßen!

Er meinte mit den Worten den in des Schöpfers Willen ruhenden gesetzmäßigen Vorgang, daß ein Mensch dem anderen Menschen das vergeben kann, was ihm von diesem persönlich Übles geschehen ist! Das zu vergeben hat er als Betroffener das Recht und auch die Macht.

Werfet auf ihn alle Schuld

… »Werfet auf ihn alle Schuld...« denken sie mit inbrünstiger Andacht und wissen nicht, was sie eigentlich tun. Sie schlafen, aber ihr Erwachen wird einst furchtbar sein! Ihr anscheinender demütiger Glaube ist nichts als Selbstgefälligkeit und grenzenlose Hoffart, wenn sie sich einbilden, daß ein Gottessohn herabkommt, um dienend für sie den Weg zu bereiten, auf dem sie dann stumpfsinnig direkt in das Himmelreich hineintrotten können.

Eigentlich müßte jedermann sofort die Hohlheit ohne weiteres erkennen. Sie kann nur von unbeschreiblicher Bequemlichkeit und Leichtsinnigkeit geboren werden, wenn sie nicht Klugheit als Lockmittel zum Zwecke irdischer Vorteile schuf!

Die Menschheit hat sich in tausend Irrgängen verloren und betrügt sich in ihrem törichten Glauben selbst. Welche Herabwürdigung Gottes liegt darin. Was ist der Mensch, daß er sich erkühnt, zu erwarten, ein Gott sendet seinen eingeborenen Sohn, also ein Stück seiner eigenen, wesenlosen Lebendigkeit, damit die Menschen ihre Sündenlast auf ihn zu werfen vermögen, nur damit sie sich nicht selbst zu bemühen brauchen, ihre schmutzige Wäsche zu waschen und die sich aufgebürdete dunkle Last abzutragen.

Wehe denen, die solche Gedanken einst zu verantworten haben! Es ist die frechste Beschmutzung der erhabenen Gottheit! Christi Sendung war nicht solch niedriger Art, sondern sie war hoheitsvoll, fordernd nach dem Vater weisend.

Schon einmal wies ich auf das große Erlöserwerk des Gottessohnes hin. Sein großes Liebeswerk ist aufgegangen im Diesseits und im Jenseits und hat Früchte aller Art gebracht. Inzwischen aber suchten nur von Menschen Berufene sich vielfach zu von Gott Berufenen zu machen …

Der Antichrist

Es waren Träger und Vertreter der irdischen Religion, denen die wahrhaftige Gottlehre im und durch den Gottessohn nicht in ihren eigenen Aufbau paßte. Die wahrhafte Gottesbotschaft konnte ja nicht dazu passen, da der Aufbau der geistlichen Erdenwürdenträger auf Erdeneinfluß, auf irdische Macht und Ausdehnung gerichtet war.

Ganz klar bewiesen sie damit, daß sie die Diener menschlichen Verstandes waren, der allein auf Erdenwissen, Erdenmacht gerichtet ist und feindlich, hindernd gegen alles steht, was außerhalb des irdischen Erfassens liegt! Da Gott nun völlig außerhalb des irdischen Verstandeswissens bleibt und auch das Geistige, so ist gerade der Verstand das einzig wirklich Hindernde dafür! Er ist in seiner Art deshalb auch Gegner alles Göttlichen und alles Geistigen! Und deshalb folgerichtig mit ihm alle Menschen, die ihren Verstand als Oberstes und Höchstes anerkennen, nur auf ihn zu bauen suchen!

Die damaligen Träger der Religion fürchteten, unter dem Volke Einfluß zu verlieren durch die Aufklärung des Gottessohnes. Das war, wie heute alle wissen, der vorwiegende Grund zu den Verleumdungen, welche sie gegen Christus auszustreuen suchten, und zuletzt auch zur Hinrichtung des Gottessohnes. Sie schlugen den als Gotteslästerer ans Kreuz, der von demselben Gott zur Aufklärung gesandt wurde, für dessen Diener sie sich ausgaben!

So wenig kannten sie in Wirklichkeit den Gott und dessen Willen, dem zu dienen sie die Menschen glauben machen wollten, zu dessen Ehre, dessen irdischer Verteidigung sie diesen Gottessohn, den Gottgesandten, aber ... mordeten! ...

Es ist vollbracht

Der Mensch darf nicht vergessen, daß Gott auch die Gerechtigkeit selbst ist in unantastbarer Vollkommenheit! Wer daran zweifelt, frevelt gegen Gott, höhnt gegen die Vollkommenheit.

Gott ist lebendiges und unverbiegbares Gesetz von Ewigkeit zu Ewigkeit! Wie kann sich da ein Mensch vermessen, das anzuzweifeln durch den Wunsch, daß eine Sühne von Gott angenommen werden kann durch jemand, der nicht auch die Schuld selbst in die Schöpfung setzte, der nicht selbst der Täter ist!

So etwas ist nicht einmal irdisch möglich, wieviel weniger im Göttlichen!

Schicksal

Ein Hauptfehler so vieler Menschen ist aber der, daß sie nur nach dem Grobstofflichen urteilen und sich darin als Mittelpunkt sehen, sowie mit einem Erdenleben rechnen, während sie in Wirklichkeit schon mehrere Erdenleben hinter sich haben. Diese, sowie auch die Zwischenzeiten in der feinstofflichen Welt, gelten als ein einheitliches Sein, durch das die Fäden, ohne abzubrechen, straff gezogen sind, so daß also in den Auswirkungen eines jeweiligen irdischen Daseins nur ein kleiner Teil dieser Fäden sichtbar wird.

Ein großer Irrtum ist es demnach, zu glauben, daß mit dem Geborenwerden ein vollkommen neues Leben einsetzt, daß ein Kind also »unschuldig« ist, und daß alle Geschehnisse nur auf das kurze Erdendasein berechnet werden dürfen. Wäre dies wirklich, so müßten selbstverständlich bei bestehender Gerechtigkeit Ursachen, Wirkungen und Rückwirkungen geschlossen auf die Spanne eines Erdendaseins fallen.

Wendet Euch ab von diesem Irrtum. Ihr werdet dann schnell die jetzt so oft vermißte Logik und Gerechtigkeit in allen Geschehnissen entdecken!

Trägheit des Geistes

Die Kirchen verkünden in den Worten Christi aus dem Evangelium Johannes’:

»Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird Euch in alle Wahrheit leiten. Und wenn derselbige kommt, der wird die Welt strafen um der Sünde und um der Gerechtigkeit willen! Und wird bringen das Gericht. Ich aber gehe zum Vater und Ihr werdet mich hinfort nicht sehen. Ich bin vom Vater ausgegangen und kommen in die Welt. Wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum Vater!«

Verständnislos werden die Worte in den Kirchen vorgelesen; denn es wird von dem Gottessohne ja ganz klar gesagt, daß ein anderer kommt als er, die Wahrheit zu verkünden und das Gericht zu bringen. Der Geist der Wahrheit, welcher ist das lebendige Kreuz! Und doch lehrt die Kirche auch hierin falsch und gegen diese klaren Worte.

Weltgeschehen

Falsch ist jede Überlieferung, die behauptet, daß Jesus, der Gottessohn, gleichzeitig auch sich selbst als Menschensohn bezeichnet hätte. Derartige Unlogik liegt weder in den göttlichen Gesetzen, noch ist sie dem Gottessohne als Kenner und Träger dieser Gesetze zuzumuten.

Die Jünger wußten nicht Bescheid darin, wie ja aus ihren Fragen selbst hervorging. Von ihnen allein ging der Irrtum aus, der sich bis heute erhalten hat. Sie wähnten, daß der Gottessohn mit dem Ausdruck Menschensohn sich selbst bezeichnete, und aus dieser Annahme heraus überlieferten sie diesen Irrtum auch der Nachwelt, die sich ebenfalls nicht ernster mit der darin liegenden Unlogik befaßte, als die Jünger selbst, sondern einfach darüber hinweggingen, teils aus Scheu, teils aus Bequemlichkeit, trotzdem in der Richtigstellung die Alliebe des Schöpfers nur noch deutlicher und kraftvoller heraustritt.

In den Fußstapfen des Gottessohnes gehend, das heißt, seine Mission aufnehmend und weitertragend, wird der Menschensohn als zweiter Gesandter Gottvaters der Menschheit auf der Erde gegenübertreten, um sie durch Verkündung der Wahrheit zurückzureißen von der bisherigen Bahn, und sie zu dem freiwilligen Entschlusse einer anderen Einstellung zu bringen, die abseits führt von den Punkten des Verderbens, die jetzt ihrer warten.

Der Menschensohn

Seit dem Verbrechen an dem Gottessohne, dem Wahrheitsbringer Jesus von Nazareth, lastet es wie ein Fluch auf der Menschheit, daß sie gerade die für die Menschen bedeutendste Prophezeiung nicht erkannte und wie mit einer dichten Binde vor den Augen auch heute noch ahnungslos davorsteht. Die furchtbare Folge davon wird sein, daß ein großer Teil der Menschen an der einzigen Möglichkeit seiner Rettung vor dem Verworfenwerden vorübertaumelt, der Vernichtung entgegen.

Es ist dies die Prophezeiung von dem Kommen des Menschensohnes, die der Gottessohn unter den steten Angriffen der Massen, die im Dunkel stehend naturgemäß den Wahrheitsbringer hassen mußten, gleichsam als Hoffnungsstern und doch auch wieder ernste Warnung gab.

Dieselbe Woge irrender Gefühle und Gedanken, die den Gottessohn damals als solchen nicht erkennen ließ, verwirrte das Verständnis für die Wichtigkeit dieser Verkündung schon zur Zeit ihrer Entstehung. Der Menschengeist war zu verdunkelt, viel zu sehr von sich selber eingenommen, als daß er derart hohe Gottesbotschaften noch ungetrübt entgegennehmen konnte. Botschaften, die aus einer Höhe über seinem eigenen Entstehungskreise kamen, glitten ohne Eindruck an dem Ohr vorbei.

Zu einem Verstehen hätte Glaube bewußter Überzeugung gehört, dessen damals auch die Anhänger nicht fähig waren. Der Boden blieb noch viel zu wild verwachsen, auf den die Worte des Erlösers fielen. Dazu drängten sich die gewaltigen Erlebnisse und seelischen Erschütterungen der Umgebung des Heilandes auf nur wenige Jahre zusammen, wodurch sich deshalb alles gefühlsmäßig so auf seine Person konzentrieren mußte, daß sein Sprechen von einer anderen Person in ferner Zukunft nicht als solches beachtet, sondern auch wieder mit ihm selbst verwoben wurde.

Der Weltenlehrer

Nur die Kenntnis der Wahrheit und die damit verbundene Benützung des in der Wahrheit liegenden, oder in der Wahrheit gezeigten Weges kann den Menschengeist aus seiner jetzigen Umnachtung und Verirrung nach dem Lichte empor führen, befreien, erlösen aus dem derzeitigen Zustande. Und da der gesandte Gottessohn Jesus und der nun kommende Menschensohn Abd-ru-shin die alleinigen Bringer der ungetrübten Wahrheit sind, diese in sich tragen, müssen beide naturgemäß auch untrennbar das Kreuz in sich tragen, also Träger des Strahlenkreuzes, Träger der Wahrheit sein, Träger der Erlösung, die in der Wahrheit für die Menschen ruht.

Ich weise darauf hin, dass Gott lebendige und sich ihrer eigenen Verantwortung bewusstseiende Geister in der Schöpfung haben will, so, wie es in den Schöpfungsgesetzen liegt! Dass ein jeder selbst und voll alles verantworten muss, was er denkt, spricht und tut...

Abd-ru-shin

Bücher

Quelle, Impressum und Datenschutzerklärung

Quelle

«Im Lichte der Wahrheit», Abd-ru-shin, Ausgaben von 1926 und 1949

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